Der lange Weg (der Frauen) zur Wahl

Warum durften Frauen so lange nicht wählen? Weil Männer dagegen stimmten!

Demokratie ist eine junge Idee. Demokratische Staaten, wie wir sie heute kennen, gibt es noch nicht lange. Das Frauenwahlrecht kam noch viel später. Bei der allerersten Wahl ging es nicht um Volksvertreter: Ein paar kaputte Tonkrüge mit eingeritzten Namen darauf – so hat alles angefangen: Im antiken Griechenland wurden die ersten Wahlen abgehalten. Die Bürger ritzten den Namen von Mächtigen, die sie nicht mochten, in Tonscherben. Nach der Wahl wurden die unbeliebtesten Personen für zehn Jahre verbannt.
Geschichtlich gesehen ist es eine ziemlich neue Idee, dass das Volk seine politischen Vertreter und Vertreterinnen wählen kann. In vielen Ländern der Erde ist das auch heute noch anders. Dort haben brutale Diktatoren oder einflussreiche Cliquen die ganze Macht. Das Volk hat keine Möglichkeit, mitzubestimmen, von wem es regiert wird. Wenn es in solchen Ländern überhaupt so etwas wie Wahlen gibt, dann nur zum Schein, sie haben keine Bedeutung für die Mitbestimmung.
Auch in Europa war es ein langer Weg bis zu echten Demokratien, wie wir sie kennen. Anfangs durften meist nur Bürger wählen, die wohlhabend waren. Und Bürgerinnen? Gar nicht! Auf die Idee, dass Frauen in Demokratien das gleiche Stimmrecht haben sollten wie Männer, kam man in den meisten Ländern der Welt erst vor etwa 100 Jahren. Vorher herrschten die Männer also über die Frauen, und die Frauen konnten das nicht ändern.

Demokratie kommt von demos (griechisch für Volk).
antik: altertümlich, etwas, das vor sehr langer Zeit stattgefunden hat. Das antike Griechenland entstand lange vor Christi Geburt.
verbannen: jemandem verbieten, ein Gebiet zu betreten. Der französische Herrscher Napoleon wurde auf die Insel Elba verbannt.
Cliquen: Gruppen von Menschen mit Macht und Einfluss, die sich Vorteile wie Macht und Geld sichern und andere beeinflussen, um ihre Ziele zu erreichen
Eine Regierungskrise entsteht, wenn die Regierung zerstritten ist und nicht mehr arbeiten kann.

Neuseeland als Vorreiter
Den Anfang machte Neuseeland: Ab 1893 durften auf der Insel im Süden der Erde Frauen mitwählen. In Europa setzte sich das Frauenwahlrecht erst im Laufe des 20. Jahrhunderts durch. In manchen Ländern früher, in anderen erst sehr spät. Österreich war vergleichsweise früh dran. Gleich nach dem Ersten Weltkrieg und der Abschaffung der Monarchie, 1918, erhielten Frauen bei uns das Wahlrecht. In unserem Nachbarland Schweiz war das erst 1971 der Fall! In einem Teil der Schweiz dürfen Frauen erst seit 1991 mitstimmen.
In Saudi-Arabien durften Frauen im Jahr 2015 zum ersten Mal wählen. Aber sie mussten sich dafür anmelden, und die Ämter zur Anmeldung waren weit von den Wohnsitzen der Frauen entfernt. Doch Frauen durften in Saudi-Arabien bis 2018 nicht Auto fahren. Sie brauchten also Männer, um wählen zu können.

Animationsvideo zum Thema Anfänge des Parlamentarismus

Politik war Männersache
Sehr lange Zeit war Politik fast reine Männersache. Politikerinnen gab es nur vereinzelt. Bis 1986 war der Frauenanteil im österreichischen Nationalrat immer unter 10 Prozent. Mittlerweile liegt er immerhin um die 40 Prozent. Das ist immer noch deutlich weniger als die Hälfte (obwohl die Bevölkerung zu knapp 51 % weiblich ist), aber trotzdem hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. In Österreich gab es nach Nationalratswahlen noch nie eine Bundeskanzlerin! Unsere bisher einzige Kanzlerin war Brigitte Bierlein – für ein paar Monate. Sie wurde 2019 nach einer Regierungskrise vom Bundespräsidenten (die waren bisher auch immer männlich) eingesetzt, damit es bis zu den folgenden Wahlen eine Regierung gab.
Das Geschlecht sagt zwar nichts darüber aus, ob jemand ein guter Politiker oder eine gute Politikerin ist. Allerdings ist es kein Zufall, dass es weniger Frauen in Machtpositionen gibt. Dahinter steckt eine jahrtausendelange Geschichte, in der Frauen weniger Rechte und Möglichkeiten hatten als Männer. Das wirkt sich auch heute noch auf die Gesellschaft aus.


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