Wir leben in der Eiszeit!
Man hört viel über Klimawandel und Erderwärmung. Aber tatsächlich leben wir in einem Eiszeitalter. Wärmer wird es trotzdem!
Der Planet Erde ist unvorstellbare viereinhalb Milliarden Jahre alt – ungefähr. Die meiste Zeit war es wärmer als heute. Doch es gab dazwischen auch immer wieder Eiszeitalter. So nennt man es, wenn die Pole der Erde mit Eis bedeckt sind – so wie es auch heute ist. Vor ca. 35 Millionen Jahren vereiste die Antarktis, die Gegend um den Südpol. Vor ca. 2,6 Millionen Jahren passierte das auch in der Arktis rund um den Nordpol.
Seitdem gab es auf der Nordhalbkugel, wo wir leben, immer wieder kältere Klimaperioden (Kaltzeiten), in denen große Teile Europas, Asiens und Nordamerikas von dicken Eispanzern überzogen waren. Der Meeresspiegel lag um mehr als 100 Meter tiefer, weil große Wassermengen zu Eis gefroren waren. Nordamerika und Asien waren durch Landflächen verbunden.
Kaltzeit und Warmzeit
Unterbrochen wurden diese längeren Kaltzeiten von kürzeren Warmzeiten, in denen sich das Eis in den Norden zurückzog und der Meeresspiegel anstieg. In so einer Warmzeit leben wir jetzt. Was viele Menschen „die Eiszeit“ nennen, ist in Wirklichkeit also nur die letzte Kaltzeit innerhalb des jetzigen Eiszeitalters. Sie begann vor etwa 120.000 Jahren und endete vor 12.000 Jahren. Die heutige Warmzeit ist daher nur ein wärmerer Zeitabschnitt zwischen zwei Kaltzeiten in einem Eiszeitalter, das seit Millionen von Jahren auf der Erde herrscht. Oft wird so eine Kaltzeit aber „Eiszeit“ und eine Warmzeit „Zwischeneiszeit“ genannt. Das ist ein wenig verwirrend, es hängt damit zusammen, wie sich diese Begriffe geschichtlich entwickelt haben. Meistens ergibt sich aber aus dem Zusammenhang, was gemeint ist.
Die Geschichte des Menschen
Die gesamte Entwicklung des modernen Menschen, des Homo sapiens, und seiner direkten Vorfahren spielte sich in diesem Eiszeitalter ab. Der größte Teil der frühen Menschen lebte in einer Kaltzeit. Es gab aber viel weniger Menschen als heute und sie waren nicht an einen Ort gebunden. Deshalb konnten sie sich an das Klima anpassen. Die gesamte Geschichte der menschlichen Zivilisation fand in der aktuellen Warmzeit statt. Erst da wurden Menschen langsam sesshaft und begannen in Siedlungen zu leben und Landwirtschaft zu betreiben. Das ist nur ein winziger Augenblick in der gesamten Erdgeschichte!
Wie viele Eiszeiten gab es?
Nach dem Ende der Würm-Eiszeit stiegen die globalen Temperaturen während einiger tausend Jahre kontinuierlich an und erreichten etwa vor 6.000 Jahren ihren Höhepunkt. Dann sank die globale Durchschnittstemperatur für weitere 1.000 Jahre wiederum auf eiszeitliche Werte ab.
Alles hängt zusammen
Die Entwicklung des Klimas ist unglaublich kompliziert, weil viele Einflüsse zusammenwirken. Die Verteilung der Land- und Wasserflächen, die Gebirge, Meeresströmungen und die Zusammensetzung der Atmosphäre – all das verändert sich über längere Zeit, da die Erde in ständiger Bewegung ist. Kontinente stoßen zusammen, Gebirge entstehen und Meere werden voneinander abgeschnitten. Das hat große Auswirkungen auf das Klima.
Auch die Umlaufbahn der Erde um die Sonne und die Neigung der Erde schwanken ein wenig. Das beeinflusst, wie viel Sonnenenergie auf die Erde trifft und wie stark die Nord- und die Südhalbkugel von der Sonne beschienen werden. Viele Prozesse verstärken sich gegenseitig. Werden die Eisflächen kleiner, führt das dazu, dass es weniger weiße Oberflächen gibt, die das Sonnenlicht reflektieren. Dunklere Flächen erwärmen sich stärker, gefrorene Böden tauen auf und setzen Kohlendioxid (CO2) frei. Mehr CO2 in der Luft speichert mehr Wärme und es schmilzt noch mehr Eis – das sind nur ein paar Beispiele von unzähligen Einflüssen.
Niemand weiß, wann die nächste Kaltzeit beginnt. Vielleicht in ein paar tausend, wahrscheinlich aber erst in einigen zehntausend Jahren – wenn überhaupt. Es könnte nämlich sein, dass sie durch den Klimawandel nach hinten verschoben wird oder ganz ausfällt.
Die Kaltzeit ist keine Gefahr, aber ...
Jede Klimaveränderung verursacht große Veränderungen in der Natur und führt damit auch dazu, dass viele Lebewesen aussterben. Meistens laufen natürliche Veränderungen aber langsam ab. In einer Kaltzeit breiten sich die Eisflächen im Laufe vieler Jahrtausende gemächlich nach Süden aus, sodass Pflanzen, Tiere oder Menschen Zeit haben, sich anzupassen.
Die nächste Kaltzeit ist also keine unmittelbare Gefahr. Doch der menschengemachte Klimawandel führt zu einer ungewöhnlich schnellen Erderwärmung, die die Natur und auch uns Menschen vor riesige Probleme stellt. Deshalb ist es so wichtig, jetzt etwas dagegen zu tun!
Wußtest du schon …?
- Viereinhalb Milliarden Jahre sind 4.500.000.000 Jahre.
- Homo sapiens (lateinisch für „wissender Mensch“) bezeichnet die heutige Art des Menschen. Er entwickelte sich vor 300.000 Jahren in Afrika und hatte das größte Gehirn aller unserer Vorfahren.